Erfahrungsbericht: Europäische Jugendkonferenz in Deutschland 2.-5. Oktober 2020 (virtuell)

Anfang Oktober fand die Jugendkonferenz unter deutschem Vorsitz statt. Thema der Konferenz war wie während der gesamten Trio-Präsidentschaft der nächsten 18 Monate, das Youth Goal 9: Space and Participation, wie kann man junge Leute mehr in die politischen Prozesse einbinden. Dieses Zusammenkommen fand jedoch nicht wie geplant in Berlin statt, sondern musste aufgrund der aktuellen Corona-Situation in die digitale Welt verlegt werden. Für mich war es die erste Teilnahme an einer Jugendkonferenz und noch dazu fand diese digital statt. Man könnte nun vermuten, dass der Austausch in einer solch großen Gruppe bei einer digitalen Veranstaltung zu kurz kommt, doch im Allgemeinen war zum Glück das Gegenteil war der Fall.

Am ersten Tag kam jedoch tatsächlich zu Beginn der Anschein auf, dass es bei den verschiedenen Teilen der Konferenz wohl hauptsächlich um das Zuhören gehen würde. Sowohl bei der informativen Eröffnung für die Teilnehmer, als auch bei der im Livestream übertragene offizielle Eröffnung durch die deutsche Familienministerin Frau Dr. Giffey, wurden diese kaum einbezogen. Doch mit Beginn des zweiten Tages änderte sich die Situation grundlegend. Für die einzelnen Teile der Konferenz waren wir als Teilnehmer in kleine Gruppen aufgeteilt, sodass ein Austausch untereinander ohne weiteres möglich war.

Samstagmorgens gab es ein so genanntes World Cafe, bei diesen wird mein zufällig in immer wieder neue Gruppen gemischt und erhält dann ein Thema, über das man Austauschen oder Debattieren kann. Die Gruppen wechselten zwei Mal, sodass es drei Gesprächsrunden gab. Einige der Themen die in den Diskussionen aufkamen, waren der direktere Kontakt zwischen Politikern und Jugendlichen, die nicht immer „neutrale“ Finanzierung der Jugendorganisationen durch den Staat oder auch wie der Prozess um Jugenddelegierter zu werden in den verschiedenen Ländern aussieht. Am Nachmittag fanden verschiedensten Workshops statt, deren Teilnahme freiwillig war. Ich habe die einstündige Vorstellung der Pfadfinder aus Kreuzberg, über das Pfadfindertum in einer Großstadt wie Berlin besucht. Da sich unter den Teilnehmern einige Pfadfinder befanden endete der Workshop zur Freude aller nicht nach einer Stunde, sondern es schloss sich diesem ein ungeplanter, aber umso interessanterer Austausch über unterschiedliche pfadfinderische Themen an.

Am Sonntag fanden so genannte Barcamp-Sessions statt, die von Teilnehmern der Konferenz, die ein bestimmtes Thema zur Sprache bringen wollten, selber organisiert wurden. Eine an dieser Stelle erwähnenswerte Session wurde unter anderem von dem flämischen und der österreichischen Delegierten organisiert und behandelte das Thema, Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre. Die Ankündigung der belgischen Regierung sich mit diesem Thema für die Europa-Wahlen auseinander zu setzen, machte dieses Thema während der gesamten Konferenz omnipräsent. Nach dem offiziellen Ende des Tages fand noch ein informelles Treffen der verschiedenen Jugenddelegierten statt, mit dem Ziel sich trotz der besonderen Situation dennoch kennen zu lernen.

Der vierte und letzte Tag begann mit einem einstündigen Austausch mit verschiedenen politischen Vertretern. Ich war in der Gruppe mit der deutschen Familienministerin Frau Dr. Giffey. Es entwickelt sich schnell ein konstruktiver Austausch, bei dem die Ministerin auf die unterschiedlichen Anliegen und Fragen der Jugenddelegierten einging. Ich persönlich habe mit der Ministerin über die Funktionsweise des Kontaktes zwischen Politikern und Jugendlichen in einem großen Land wie Deutschland gesprochen. Hierbei kristallisierte sich heraus, dass ein persönlicher Kontakt bei solch einer großen Zahl sehr schwer umzusetzen ist, dass man dennoch Wege finden könnte, beispielsweise durch den regelmäßigen Besuch von Politikern in Schulen. Sie betonte auch, dass die politische Arbeit der Jugendorganisationen auf lokaler Ebene besonders wichtig ist.

Während der Mittagspause hatten wir als belgische Jugenddelegierten kurz Zeit, um uns Auszutauschen und unseren Eindruck über die bisherige Konferenz zu teilen, was wir sonst auf den Konferenzen sehr häufig machen. Die belgische Delegation ist danke der drei Sprachgemeinschaften nämlich immer sehr groß!

Am Nachmittag wurden dann in Arbeitsgruppen konkrete Forderungen für die Politiker zu den unterschiedlichen Aspekte des Youth Goal 9 erarbeitet. Drei der sieben Vorschläge wurden bereits in der anschließenden Podiumsdiskussion behandelt, alle sieben werden jedoch durch die Ministerin zu den Treffen den Ministerrats der EU mitgenommen.

Zum Abschluss übergab der Präsident des deutschen Bundesjugendring symbolisch die Aufgabe an seine portugiesische Kollegin weiter, denn dort findet die nächste Jugendkonferenz in der aktuell laufenden Trio-Präsidentschaft statt.

Euer europäischer Jugendvertreter Samuel

 

Alle Ergebnisse der europäischen Jugendkonferenz sind beim Deutschen Bundesjugendring zu finden.