Konsultationsphase: Jugendbeteiligung – aber wie?
Um für den 8. Zyklus zum Thema Jugendbeteiligung Meinungen in Ostbelgien zu sammeln, fanden sechs Online-Austausche mit (politischen) EntscheidungsträgerInnen statt. Jugendliche konnten mit ihnen diskutieren, wie sie sich gerne an politischen Entscheidungen beteiligen möchten und was sie dazu brauchen.
Ende November und Mitte Dezember konnten sich jungen Menschen bis 30 Jahre mit verschiedenen PolitikerInnen und einer Einrichtung zum Thema „Jugendbeteiligung“ virtuell auszutauschen. Während einer Stunde hatten die insgesamt 27 Teilnehmer die Möglichkeit, ihre Wünsche, Bedürfnisse und Schwierigkeiten mit einem/einer EntscheidungsträgerIn zu diskutieren. Während die Politik so direkt erfährt, was den jungen Menschen wichtig ist, können die Jugendlichen besser nachvollziehen, was auf politischer Seite realistisch ist. So haben wir einen ersten Schritt in Richtung qualitätsvolle Jugendbeteiligung getan!
Kattrin Jadin (Föderalabgeordnete im belgischen Parlament), Isabelle Weykmans (Jugendministerin der Deutschsprachigen Gemeinschaft), Oliver Paasch (Ministerpräsident der Deutschsprachigen Gemeinschaft), Karl-Heinz Lambertz (Präsident des Parlaments der Deutschsprachigen Gemeinschaft und ehemaliger Vorsitzender des Ausschuss der Regionen der EU), Pascal Arimont (Europaabgeordneter der Deutschsprachigen Gemeinschaft) und das Institut für Demokratiepädagogik standen den jungen Menschen dabei Rede und Antwort.
Per Zoom und mit Hilfe der ModeratorInnen Raffaela und Andreas konnten die Jugendlichen mit den PolitikerInnen in kleinen Runden über ihre Wünsche und Ideen sprechen. Zusätzlich wurde auf den Social-Media-Kanälen des RDJ weitere Meinungen zum Thema eingeholt.
So sind sich die Jugendlichen einig, dass zwei Voraussetzungen erfüllt sein sollten, damit junge Menschen sich überhaupt an politischen Entscheidungsprozessen beteiligen können:
- Mehr politische Bildung in der Schule: Junge Menschen sehen ihre eigene politische Bildung als unzureichend an. Sie wünschen sich mehr politische Basisinformationen in der Schule, am liebsten in Form eines eigenständigen Unterrichtsfachs. Dieses würde nicht nur die Parteilandschaft, das Wahlsystem oder die politische Entscheidungsfindung vermitteln, sondern auch weitere gesellschaftliche Themen aufnehmen wie kritisches Denken, Steuern, Berufsorientierung usw. Ein eigenständiges Unterrichtsfach würde dafür sorgen, dass junge Menschen, unabhängig von der Schule oder dem Lehrer, das gleiche Basiswissen hätten. Wenn man versteht, wie Politik funktioniert, steigert sich das Interesse, sich daran zu beteiligen.
- Mehr Austausch zwischen Jugend und Politik: Jugendliche möchten auf Augenhöhe und in einfacher Sprache regelmäßig mit EntscheidungsträgerInnen in den Dialog treten. Sie wünschen sich mehr Besuche von PolitikerInnen in Schulen und gleichzeitig mehr Besuche von SchülerInnen in politische Einrichtungen. Wenn Politik erreichbar und greifbar wird, fällt es jungen Menschen leichter, sich zu beteiligen.
Wenn es um die konkrete Beteiligung geht, möchte die jungen Generation nicht schein-beteiligt sein, sondern dass die Politik die Meinungen der Jugendlichen ernst nimmt. Dabei wurde die Idee eines Jugendparlaments in Ostbelgien angestoßen: In einer begrenzten Zeitperiode würden junge Menschen zu einem Thema politische Handlungsempfehlungen ausarbeiten und diese an die Politik weitergeleiten. Nach einer gewissen Zeit sollte eine Evaluation organisiert werden, damit die Jugendlichen sehen, was mit ihrer Meinung passiert.
Der Jugendrat ist bereits eine gute Möglichkeit, sich in Ostbelgien beteiligen zu können. Die Jugendlichen wünschen sich einerseits vom Jugendrat, dass dieser sichtbarer zeigt, welche Themen intern diskutiert werden. Andererseits fordern sie von den PolitikerInnen, dass sie den Jugendrat in struktureller Form befragen und seine Meinung auch berücksichtigen.
Die Jugendlichen möchten, dass PolitikerInnen sie dort abholen, wo sie sind: Über die Sozialen Netzwerke wie Instagram oder Youtube möchten die jungen Menschen aktuelle Informationen der Politiker erhalten. Damit diese nicht einseitig sind, sollten auch die öffentlich-rechtlichen Medien dort informieren. Dabei wurde die Idee eines Informations-Kanals in den Raum geworfen, der Jugendliche politische Entscheidungen in einfacher Sprache veröffentlicht. Soziale Medien sollten aber von EntscheidungsträgerInnen nicht nur als reines Kommunikationsmittel angesehen werden, sondern mit ihren interaktiven Funktionen (Umfragen, Fragen, usw.) auch als Beteiligungsmittel. Gleichzeitig sehen die jungen Menschen die digitalen Tools nur als Ergänzung und kann den physischen Austausch nicht ersetzen.
Den kompletten Bericht mit den Ergebnissen gibt es als Download hier.